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Japan – magischste Orte

Japan – Magischste Orte

Diese Folge „Japan – magischste Orte von Kyōto über Hokkaidō bis Mt. Fuji“ entstand mit freundlicher Unterstützung der Japanischen Fremdenverkehrszentrale und ihrem Instagram Account @japantourismus.

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Dewa Sanzan

Wir befinden uns in der Präfektur Yamagata im Westen der japanischen Hauptinsel Honshū. Jochen ist aufgewacht in einem traditionell japanischen Zimmer („Washitsu“) – minimalistisch, helle Farben, formbewusst. Tatami, Futon, Shoji*. Alles ist bis ins kleinste Detail durchdacht. Ein Zusammenspiel, das wie von Zauberhand Harmonie und eine friedvolle Atmosphäre erzeugt. Jochen steht am Fenster und lässt seinen Blick durch den Garten steifen. Vogelzwitschern. Ein ruhiger Start in den Tag.

Als er irgendwann einen sanften Gong hört, schlüpft Jochen in seinen Yukata* und geht den schmalen Gang des schönen Hauses entlang, über alte, knarrende Holzdielen. Im Vorderteil des Hauses erwartet ihn ein Mann. Er verbeugt sich und Jochen tut es ihm gleich. Gesprochen wird nicht. Das Morgengebet findet an einer Art kleinem Schrein statt. Neben Jochen sind noch drei weitere Gäste anwesend. Der Mann beginnt, in einer alten Sprache zu beten. Eine Art Sprechgesang, unterbrochen von bestimmten, ritualisierten Bewegungen.

In solchen Pilgerunterkünften („Shukubo“) am Fuße des Dewa Sanzan Gebirges beginnt der Tag früh morgens auf diese Weise. „Dewa Sanzan“ werden die drei heiligen Berge von Dewa genannt: Haguro-san, Gassan und Yudono-sanda. Die drei Berge sind das größte Heiligtum der Shugendō-Religion, deren Anfänge bis ins 7. Jahrhundert zurückreichen. Im Mittelpunkt des Shugendō steht die Verehrung dieser Berge und der Natur generell, wie so oft in Japan. Die Yamabushi, die Anhänger des Shugendō, pflegen außerdem einen sehr asketischen Lebensstil.

*Tatami: dämmende, dämpfende Reisstoh-Matten als Fußbodenbelag | Futon: japanisch für Bett, eine Art „flache Matratze“, die direkt auf den Tatami-Boden gelegt und tagsüber zusammengerollt und verstaut wird| Shoji: mit dünnem Papier bespannte Schiebetüren/Raumtrenner | Yukata: traditionell japanisches Kleidungsstück aus Baumwolle, leichtere, alltagstauglichere Variante des Kimono

Auf den Spuren der Shugendō-Pilger

Nach dem Frühstück ging es zu Fuß in die japanische Natur. Nur wenige Schritte von der Unterkunft entfernt führte eine lange, steinerne Treppe den Berg hinauf. Man geht durch märchenhafte Waldwelten, über typisch japanische Brücken mit rauschenden Bachläufen darunter, vorbei an Schreinen.

Dabei begegnet man natürlich auch immer wieder wirklichen Shugendō-Pilgern in ihren wunderschönen, weißen Gewändern und kommt hier und da auch mal ins Gespräch. „Man versteht natürlich nicht alles, aber diese Verbindung aus Natur und Spiritualität – das macht schon was mit einem. Diese sehr entspannte, friedliche Stimmung, die dort über und in allem liegt, erfüllt einen irgendwann“, erinnert sich Jochen.

Einen besonderen Anblick bot ein fünf-stöckiger Tempel – genauer gesagt eine japanische Pagode. Sie gelten als Abbild der Grabstätte Buddhas. Die Pagode auf dem Haguro-san fügt sich trotz ihrer auffälligen Bauweise mit fünf Stockwerken („Gojū-tō“) auf schönste Weise in die sie umgebende Natur ein, denn sie wurde aus dem Holz der hiesigen Bäume gefertigt.

Kōya-san

Kōya-san heißt eine Stadt und zugleich auch ein Berg in der Präfektur Wakayama. Auch in Kōya-san kann man in Pilgerstätten und Tempeln nächtigen. Für einen Tagesausflug eignet sich die Region aber auch ideal, zum Beispiel von Ōsaka aus. In Kōya-san gibt es knapp 50 Tempel, die man besuchen kann. Die Region bildet das Zentrum des Shingon-Buddhismus. Begründet wurde Shingon-shū von dem Mönch Kūkai, posthum auch Kōbō Daishi genannt, dessen Grabmal sich ebenfalls hier befindet.

Der Weg zum Mausoleum führt viele steinerne Stufen hinauf. Ein Weg schlängelt sich zwischen mächtigen, alten Bäumen und teils verwitterte, bemooste Grabstätten hindurch. Doch die Stimmung ist alles andere als düster oder gruselig. Das liegt gewiss auch an den kleinen Jizō-Statuen nahe der Gräber, die oft ein sanftes Lächeln im Gesicht tragen und liebevoll mit gehäkelten Lätzchen oder Mützen geschmückt werden.

Shirakawa-gō & Gokoyama

Kommen wir zu einem Ort, der einen ganz speziellen Platz im Herzen vieler Japaner*innen und auch in Jochens Herzen hat. Jochen war im Herbst dort und kann diese Jahreszeit sehr empfehlen. Im Oktober und der November zeigt sich Japans Natur von einer ihrer schönsten Seiten: bunt, sonnig und dazu noch recht mild. Von Toyko aus ist Jochen mit dem Zug nach Takayama gefahren und von da aus noch einige Zeit mit dem Bus weiter.

Ausgestiegen ist er „im absoluten Nichts“ – so kam es ihm jedenfalls vor. Doch bald schon tauchte dann diese „kleine Miniwelt“ auf: ein winziges, verschlafenes Dörfchen namens Ainokura. Alte Bauernhäuser („Nōka“) aus dunklem Holz und mit Reet-Dächern umgeben von ländlicher Idylle. Zu den historischen Dörfern von Shirakawa-gō und Gokoyama zählen neben Ainokura noch Suganuma und Ogimachi.

Zwei Nächte hat Jochen in Ainokura verbracht. „Man spaziert dort durch eine Märchenwelt“, sagt er. Zu blauen Stunde unterwegs, dichter Dampf steigt aus den Schornsteinen der urigen Häuschen, warmes, gelbes Licht schimmert aus den Fenstern nach draußen…
Zwar kein „religiös bedeutsamer“ Ort, dennoch auf gewisse Weise spirituell, findet Jochen. Diese verträumte, friedvolle Stimmung. Eine kleine magische Märchenwelt, die man sich zauberhafter nicht ausdenken könnte.

Makomanai Takino Cemetery

Hokkaidō ist eine der größten japanischen Inseln ganz im Norden Japans. Etwas außerhalb ihrer Hauptstadt Sapporo liegt ein Ort, der Jochen nachhaltig beeindruckt und tief bewegt hat: der Makomanai Takino Cemetery. Entworfen wurde der Friedhof vom weltbekannten Architekten Tadao Andō. Sein Baustil ist bekannt für eleganten Minimalismus und geometrische Formen. Viel grau, aber nie erdrückend wuchtig. Vielmehr ein Spiel mit Kontrasten, mit Licht und Schatten. Bauwerke von Andō repräsentieren in Perfektion, was einem in Japan oft begegnet: ein ausgewogenes Zusammenspiel aus Natur und Architektur, aus Tradition und Moderne.

Jochen und seine Begleitung waren ganz allein auf dem weitläufigen Areal. In Empfang genommen wurden sie von riesigen Steinbüsten, die an jene der Osterinsel erinnern. Dahinter eine Anhöhe, bepflanzt mit rund 150.000 Lavendelpflanzen. Der der Duft, das Licht. Auf der Spitze der Anhöhe lugt etwas hervor, das Rätsel aufgibt – man muss und man möchte näher kommen, um zu sehen, was sich dort verbirgt. Es ist eine monumentale Buddha-Statue, die man nun von oben betrachtet. Eine andere Perspektive auf die Buddha-Statue ermöglicht ein etwa 40-Meter-langer Tunnel. Er führt zum Fuße des Buddha. Von dort aus blickt man dann zu ihm hinauf. Man kann die Statue also einzig aus diesen zwei Perspektiven betrachten.

Tritt man an einer anderen Stelle aus dem Lavendelfeld heraus, steht man plötzlich vor einem streng geometrischen angelegten Pool-Becken aus hellem Sichtbeton. Im Wasser spiegelt sich der Himmel. Man vernimmt leises Plätschern. Auch hier spielt all das wieder eine Rolle. Alles ist durchdacht. Alle Sinne werden angesprochen. Nie grell, nie schrill, immer sanft und subtil.

Japanische Teezeremonie

Die Teezeremonie ist fest in der japanischen Kultur verankert. Sie ist ein Ritual aus streng festgelegten Bewegungsabfolgen. Es geht nicht ums Durst-Stillen, sondern um jeden einzelnen Schritt der Zubereitung an sich, um Wertschätzung und das Im-Moment-Sein. Achtsamkeit. Zen.

Das Teilnehmen an traditionellen Teezeremonien wird überall in Japan angeboten. Jochen hat das in einem der zahlreichen Gästehäuser in Kyōto getan, bei Camellia Kyōto. Jede Bewegung der Zeremonie hat einen Sinn. Der Klang des Tee-Besens („Chasen“), die Ausrichtung der Teeschale, die Teeschale („Chawan“) selbst.

In einer Welt, in der es oft um Höher-Schneller-Weiter-Besser anzukommen scheint, lehrt die Teezeremonie im Grunde das Gegenteil. Weniger, ruhiger, näher. Es kann es herausfordernd sein, seine ganze Konzentration „meditativ“ auf winzige Details zu legen ohne einen größeren Zweck zu verfolgen. Womöglich ein Hinweis darauf, wie wichtig es ist, genau das hin und wieder zu üben…? Im Jetzt sein. Sich nicht im Großen, im Grübeln verlieren. Die eigene Aufmerksamkeit lenken und schulen. Das Tun um seiner selbst Willen.

Sanzen-in

Mit seinem wunderschönen Garten und den moosbewachsenen Flächen ist der Sanzen-in Tempel für Jochen einer der schönsten spirituellen Orte, die er in Japan gesehen hat. „Der Blick aus dem Fenster in den Garten ist wie ein lebendes Gemälde“, sagt Jochen. Auch hier gilt wieder: Alles ist durchdacht. Und diese Detailliebe führt ganz automatisch zu so viel Schönheit, dass man nie fertig damit würde, sie zu entdecken.

„In der japanischen Kultur ist man der Ansicht, dass das Betrachten der Natur uns hilft, das Leben besser zu verstehen. In der Natur gibt es nichts Hässliches. Deswegen wird in Japan ein Fenster, aus dem man einen schönen Blick hat, häufig wie ein Gemälde gerahmt. Die Landschaft gilt als vollkommenes Kunstwerk.“

Zitat aus: „Sehen“ von Romana Romanyschyn & Andrij Lessiw

Fuji-san

Wenn es um das spirituelle Japan geht, darf der Fuji-san natürlich nicht fehlen. Der Vulkan ist der höchste Berg Japans. Wer zum ersten Mal in Japan ist, will vermutlich ohnehin (und zu Recht) Kyōto und Tokyo sehen. Da bietet sich auch ein Besuch des Mount Fuji unbedingt an, denn er liegt sozusagen auf dem Weg, zwischen beiden Metropolen. Jochen rät, ein paar Tage dort zu bleiben und die vielen kleinen, ländlichen Ortschaften zu erkunden. Das geht auch wunderbar mit dem Rad.

Der Fuji-san verzaubert mit seiner nahezu perfekten Form aus jedem Blickwinkel. Zu jeder Tageszeit sieht er anders aus – wenn er sich nicht gerade schüchtern hinter Wolken versteckt. Umso mehr weiß man seine magische Schönheit zu schätzen, wenn er – als eines der Sinnbilder Japans – sich zeigt.

Shikoku-Pilgerweg

Die kleinste der vier japanischen Hauptinseln ist Shikoku. Der 1.200-Kilometer-lange 88-Tempel-Pilger-Pfad führt einmal um die Insel herum und wurde vor über 1.000 Jahren von einem Mönch zum ersten Mal beschritten – wir erinnern uns zurück an Kōbō Daishi, den Begründer des Shingon-Buddhismus. Auf ihn soll dieser Pilgerweg zurückgehen. Pilger, die den ganzen Weg gehen, brauchen dafür 40 Tage.

Ob religiös, agnostisch, atheistisch – was man vom Pilgern und ganz grundsätzlich aus der japanischen Spiritualität mitnehmen und auf das eigene Leben übertragen kann: Die Liebe zum Detail. Die Wertschätzung der Natur. Das Sein im Moment. Nicht nur ans Ziel, ans große Ganze denken, sondern sich das Hier und das Jetzt spüren lernen. Dann ist man auch näher an sich selbst. Näher am Leben. Es geht immer nur um den nächsten Schritt. So können selbst härteste Wege und Herausforderungen bewältigt werden.


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Comments:

  • Szymon

    Hallo ihr beiden,
    Danke für die tolle Folge. Ich war such in Koya-San und bin begeistert, wie ihr mein damaliges Gefühl mit Worten wiedergeben könnt.
    Wie und wo kann ich eine Übernachtung in Shirakawa-Go / Ainokura buchen?
    Liebe Grüße

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