Mit Farin Urlaub in Äthiopien!
Reisen Reisen × Farin Urlaub – da haben sich drei gefunden.
Zwei unvergessliche Live Shows mit Farin Urlaub – Musiker, Fotograf und Reisender – in der Berliner Urania liegen hinter uns. Noch einmal einen großen Dank an Farin und natürlich an alle, die da waren! Wir waren absolut geplättet. Zwei mal volles Haus und so tolle, gehaltvolle Fragen aus dem Publikum. Danke von Herzen.
Wie versprochen ist hier nun unsere zweite Folge mit Farin – als kleines oder großes Trostpflaster für alle, die kein Ticket ergattern konnten oder eben als Extraschmankerl für alle, die schon bei den Shows waren und wie wir nicht genug bekommen können von Farins Witz, seinen Anekdoten und großen Emotionen, seiner Authentizität und seiner von tiefem Respekt geprägten Art die Welt zu erkunden und darüber zu sprechen.
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Mehr InformationenNeugier & Anfang
Eine Frage, die uns und euch brennend interessiert hat: Wie geht Farin Urlaub an seine teils extremen Reisen ran? Der erste Impuls wurzelt – wie so oft bei Jochen – ganz „naiv“ in einem Bild: Man sieht etwas und die Neugier ist geweckt. Und sie ist sowas von wach und groß, dass es gar keine Option ist, sie nicht zu stillen. In Farins Fall waren es Bilder von Menschen, die sich schmücken mit dem, was sie umgibt: Pflanzen, Blüten, Naturfarben, Hölzern, Ton-Ornamenten. Es waren Bilder von den Surma und den Mursi.
Bei der Planung seiner Reise ins Omo Flusstal zu den abgeschieden lebenden Stämmen war Tsegaye ihm eine große Hilfe. Auf einer vorherigen Reise durch Afrika ist Tsegaye schon einmal Farins Guide gewesen und binnen dieser sechs Wochen zu einem guten Freund und Vertrauten geworden. Tsegaye hat also zwei geländetaugliche Autos besorgt, einen Übersetzer und eine Köchin organisiert, und dann konnte es auch schon losgehen…
Rein ins Abenteuer
Die letzte größere Stadt auf dem Weg zu den Surma und den Mursi ist Arba Minch. Je weiter man dann ins Omo Valley vordringt, desto grüner und wilder wird es. Die Straßen werden zu Pfaden, die Häuser zu Hütten. Irgendwann geht es mit dem Auto nicht mehr weiter. Das hieß für Farin dann: in extremer Hitze mit schwerem Kamera-Equipment durch die Berge.
Im Surma-Dorf, wo Farin und seine Begleiter*innen ihre Basis hatten, wurden die vier bereits erwartet. Ein kleiner Zeltplatz, ein Tisch – einfach, aber ausreichend. Von hier aus wurden dann, nach einem Tag Akklimatisierung, „Touren“ zu einzelnen Stämmen gestartet.
Schönheit
Der Deal ist so nüchtern wie fair: Wer Fotos machen will, muss zahlen. Farin ist es dennoch wichtig, eine Art von Beziehung aufzubauen zu den Menschen, die er fotografieren möchte. So fragt er sie verschiedenste Dinge zu ihrer Lebensweise und versucht mithilfe des Übersetzers ein kleines Gespräch in Gang zu bringen. Erst wenn eine gewisse Locker- und Vertrautheit da ist, wird die Kamera gezückt. Meistens fotografiert Farin zuerst Kinder und zeigt ihnen dann die Bilder auf dem Display – ein zuverlässiger Icebreaker.
Fotos gegen Geld? Da könnte man auf die Idee kommen, dass die Tribes sich extra für Menschen, die mit ihrer Kamera von weit her kommen, so außergewöhnlich schmücken. Aber nein – hier geht’s zur angenehmen Abwechslung mal nicht um „uns“. Das eigene Aussehen durch verschiedenste Arten von natürlichem Schmuck, Stoffen, Farben oder auch Ziernarben zu verändern, ist tief in der Kultur der Surma und Mursi verwurzelt. Und das ist ja eben das Faszinierende daran: Die Menschen schmücken sich für sich selbst, miteinander, füreinander – auch ohne besonderen Anlass; der Alltag ist „besonderer Anlass“ genug. Und das tun sie so wunderschön und für unsere Augen ungewöhnlich, dass es einem schonmal die Sprache verschlagen kann. Durch den Saal der Urania jedenfalls gingen einige kindlich staunende „Ohs“ und „Ahs“…
„Umflossen von Licht“
Ganz ohne Romantisieren oder Verallgemeinern zu wollen sagt Farin, er habe in diesem „Anti-Überfluss“ an diesen so entlegenen Orten der Welt oft die totale Zufriedenheit wahrgenommen. Nichts von dem, was wir in unserer Lebensrealität als essenziell empfinden, gibt es dort, doch die Menschen schienen viel mehr im Reinen mit sich und der Welt zu sein, als wir das aus unserem Alltag kennen, der uns doch so viel bietet. Vielleicht zu viel. Und nochmal: Das sind allein die Beobachtungen und Gefühle, die Farin von seiner Reise mitgenommen hat.
Jochen und Michael erleben unterwegs oft einen Moment, in dem sie „sich am weitesten von zuhause weg fühlen“. Farin kennt das – so oder so ähnlich – auch. Einer dieser Momente: Nachts im Surma-Dorf spazieren gehen, oben ein unglaublicher Sternenhimmel dank keinerlei Luftverschmutzung, unten ein sich bewegender Sternenhimmel bestehend aus unzähligen weißen Glühwürmchen. „Umflossen um Licht“, wie Farin es so wunderschön beschreibt. Man will’s sofort selbst erleben, oder? Und das ist eben das Magische am gegenseitigen Austausch übers Weltwandeln.
Eine andere Realität auf derselben Welt
Oft stecken wir ja so tief in unserer eigenen Lebensrealität drin, dass wir vergessen, dass das natürlich nicht die Realität schlechthin ist, nicht die einzige Realität; dass es so viele „Realitäten“ gibt und wie unglaublich viel es in ihnen zu entdecken gibt – wie sehr uns das bereichern kann, wenn wir uns hin und wieder dafür öffnen.
Wer noch zweifelt, ob sie*er alleine reisen soll – von Jochen, Farin und Michael gibt’s darauf ein ganz klares Ja! Traut euch. Man lernt sich selbst, die Welt, die Zeit neu kennen, kann andere Perspektiven einnehmen, Dinge in ungewohntem Licht betrachten, kommt zu neuen Einsichten. (Alleine) Reisen ist natürlich nicht immer nur toll – doch genau das gehört eben auch dazu. Irgendwann kommt der Punkt, an dem man merkt: Genau deshalb mache ich das hier. Der Kern, der alle Reisenden miteinander verbindet.
Das und noch viel mehr erzählt Farin in dieser anderthalbstündigen Folge. Vielleicht machen sich Farin, Jochen und Micha ja in nicht allzu ferner Zukunft mal gemeinsam auf die Reise…? Wer weiß, wer weiß… 🙂 Danke fürs Lesen und/oder Hören!
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